Okay, seien wir mal ehrlich: Für viele von uns ist dieser Spruch ein abgedroschenes Klischee, mit dem wir uns vor allem dann konfrontiert sehen, wenn wir anderen Menschen von unserem “Hobby” erzählen. “Helft ihr dann erst ‘ner Oma über die Straße, bevor ihr Kekse an der Haustür verkauft?”
Soweit, so nervig – steckt in dieser Sicht auf unser Pfadfinder*innendasein doch eine Geringschätzung der ehrenamtlichen Arbeit, die von Unkenntnis und Überheblichkeit zeugt. Vielleicht mag das der Grund dafür sein, dass wir dieses eigentlich doch urpfadfinderische Motto im Wortlaut selten selbst zur Beschreibung der Werte nutzen, die wir als Pfadfinder*innen vorleben und jungen Menschen durch unsere Gruppen nahebringen wollen. Erinnern wir uns an das Versprechen, das wir für die Aufnahme in unsere Gruppe und die weltweite Gemeinschaft der Pfadfinder*innen abgelegt haben, dann wird darin – ganz egal aus welchem Bund oder Verband wir stammen – ein Satz vorkommen, der in etwa so lautet: “Ich verspreche, […] meinen Mitmenschen zu helfen und meine Umwelt verantwortlich mitzugestalten.” So blöd also dieses Klischee des*der Pfadfinders*in sein mag, der*die den ganzen Tag am Zebrastreifen wartet, um mindestens einem alten Menschen über die Straße zu helfen, so wichtig ist der Wert der sich dahinter verbirgt für unser Selbstverständis: Wir versuchen zu helfen, wo unsere Hilfe gebraucht wird und diese Hilfsbereitschaft unseren Mitmenschen vorzuleben.
Dieses Selbstverständnis endet jedoch nicht mit der Fahrt, dem Heimabend oder dem Lager, dem Ablegen der Kluft beim Wechsel in unseren normalen Alltag. Das grundlegende Ziel unserer Pfadfinder*innenarbeit ist es, durch die erlebte Gemeinschaft in den Gruppen ein Stückchen zur Persönlichkeitsbildung aller unserer Mitglieder beizutragen. Dieses Ziel ist nur dann erreicht, wenn unsere Werte wie Toleranz, Kritikfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein oder eben Hilfbereitschaft in unser aller Alltag gelebt werden.
Und was heißt das für den Umgang mit Corona?
Auch wenn wir derzeit wenige unserer Mitmenschen außerhalb der Familie, unserer Wohngemeinschaft oder unserer Arbeitskollegen*innen sehen, gibt es viele Stellen, an denen Hilfe gebraucht wird und von uns geleistet werden kann. Hier einige Ideen, die wir gerne bei Hinweisen von euch erweitern.
Vermeide unnötige soziale Kontakte
Die erste Hilfe, die Menschen aus Risikogruppen von euch derzeit brauchen, ist euer Beitrag zur Eingrenzung der Virus-Ausbreitung! Denn auch wenn die meisten aktiven Pfadfinder*innen durch ihr junges Alter nur einem geringen Risiko durch das Corona-Virus ausgesetzt sind, können sie selbst bei Symptomfreiheit Überträger*in sein und bei jedem sozialen Kontakt zur Ausbreitung beitragen.
Bevor du hilfst: Schütze dich selbst!
Niemandem ist nachhaltig geholfen, wenn du dich bei deiner Hilfe selbst in Gefahr bringst. Wichtige Regeln zum Infektionsschutz findest du daher hier. Wenn du eine Vorerkrankung hast, bist du auch als junger Mensch gefährdet. Dann solltest du vorrangig zu Hause bleiben.
Beteilige dich an Nachbarschaftshilfe
Für Menschen aus Risikogruppen und Menschen unter Quarantäne sind die einfachsten Alltagserledigungen, wie der Lebensmitteleinkauf oder Gang in die Apotheke, derzeit nicht möglich. Es haben sich im Netz bereits mehrere Initiativen gegründet, die diesem Problem mit nachbarschaftlicher Hilfe begegnen wollen. Sich daran zu beteiligen ist wirklich sehr einfach!
- Gegen das Virus bietet Vorlagen für Aushänge in deinem Treppenhaus an, damit du dich mit deinen Nachbarn*innen für gegenseitige Hilfe vernetzen kannst
- NEBENAN.DE ist eine Plattform, auf der sich Helfer*innen und Hilfesuchende deutschlandweit registrieren und so gegenseitig finden und vernetzen können
Geh Blutspenden
Die Krankenhäuser haben es derzeit schwer, ausreichend Spender*innen zu finden, um ihre Patienten*innen mit Blutkonserven zu versorgen. Daher ist es jetzt eine gute Idee mal wieder spenden zu gehen, oder mit dem Blutspenden anzufangen – natürlich nur, wenn du dich selber gesund und fit fühlst. Informationen zum Wie, Wo und Wann findest du zum Beispiel beim Deutschen Roten Kreuz.
Du bist Medizinstudent*in?
Dann informiere dich auf den Seiten deines örtlichen Gesundheitsamts oder Krankenhauses, ob du als Pfleger*in oder in der Corona-Aufklärung helfen kannst. Häufig wird dir diese Tätigkeit auch als (Neben-)Job bezahlt.
Hilf in bestehenden Initiativen mit
Viele Initiativen und Gruppen, die sich für das soziale Miteinander einsetzen, werden stark von älteren Menschen getragen. Nun gehören diese Menschen zur sogenannten Risikogruppe und sollten deshalb vorrangig zu Hause bleiben. Das bedeutet, dass Obdachlosenhilfe, die Tafeln und Sozialdienste oft vor großen Problemen stehen: Einerseits ist ihre Arbeit auch – und teilweise sogar gerade – in Corona-Zeiten unglaublich wichtig, andererseits müssen sie ihre Ehrenamtler schützen, damit diese sich nicht in Gefahr bringen. Hier könnt ihr als junge Menschen einspringen! Informiert euch, welche Initiativen es in eurer Nähe gibt, und fragt, ob ihr helfen könnt.
Arbeite in der Landwirtschaft oder der Logistik
Die Landwirte haben ein großes Problem: Erntehelfer*innen können derzeit nicht durch die vielen geschlossenen Grenzen kommen. Um zu verhindern, dass Lebensmittel auf den Feldern verrotten oder nicht ausgesäht werden können, wird vielerorts dringend Hilfe gesucht. Ebenso sind im Bereich des Lebensmittelhandels momentan gewaltige Probleme bei der Versorgung aufgetreten, die vor allem damit zusammenhängen, dass Lieferketten nicht mehr funktionieren und Mitarbeiter*innen fehlen, vor allem aber die Nachfrage sprunghaft gestiegen ist. Hier werden ebenfalls dringend Menschen gesucht. Kleines Bonbon: Euer Einsatz wird sogar bezahlt.
- über das Portal Das Land Hilft vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft können sich Menschen mit Zeit und Interesse an einem Job in der Landwirtschaft registrieren
- das Portal Land Arbeit bietet genauso die Vermittlung von Saisonjobs in der Landwirtschaft an
Das ist eine tolle Begründung der Idee, dass wir Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Notzeiten etwas und uns bewegen und zudem etwas
für unsere Mitmenschen leisten können!
Die Kreativität in den Stämmen und Gruppen ist stets so lebendig und vielfältig, dass wir viele Wege und Möglichkeiten zur Hilfe unter Beachtung aller genannten Vorsichtsmaßnahmen problemlos finden und verwirklichen können.
Versuchen wir es. Es ist notwendig und es ist unser Ding. Wir haben mal so etwas zugesagt.
Herzlich Gut Pfad
HdW.
Ich nähe seit einer Woche den behelfsmäßigen Mundschutz, der auch in einigen Altenheimen oder Unikliniken für das Pflegepersonal genäht wird. Gut 70 Bestellungen habe ich bisher “abgearbeitet”, die Anfragen reißen nicht ab. So nähe ich 6-7 Stunden am Tag im Namen der Pfadfinder. Täglich eine gute Tat. Wer diese Aktion unterstützen möchte findet eine ganz gute Nähanleitung bei der Stadt Essen / Mundschutz selber nähen. Gerne gebe ich aber auch Tipps dazu. Haltet euch gesund und bleibt kreativ, aktiv und hilfsbereit. Wäre schön zu hören was Gruppen und Stämme in Bewegung setzten.
Mit herzlichem Gut Pfad
Caro
Eine super Idee: Organisation eines “Gabenzaunes”. Mal “google” oder wen immer anfragen. Das benötigt auch eine Organisation im Hintergrund. Etwas für deine Gruppe??
Nur Mut.
Herzlich Gut Pfad
Caro
Ich habe noch diese Idee gefunden: https://www.corona-school.de/
Ein Projekt, wo Studierende Schüler*innen beim Homeschooling helfen.