Tipps und Rezepte für Zahnpasta, Duschgel und Shampoo!
Wahrscheinlich haben sich einige von Euch schon einmal gefragt, ob es möglich ist, Hygieneartikel selbst herzustellen. Darauf können wir euch eine klare Antwort geben: Ja! Im Rahmen unseres Jahresthemas ‚Müllenium‘ beschäftigten wir uns bereits seit einigen Monaten damit, wie wir möglichst viel Müll vermeiden können, insbesondere Plastik! Das Thema dieses Artikels spricht dabei nicht nur das Thema Müllvermeidung an (überlegt Euch mal, wie viele Zahnpastatuben, Shampooflaschen oder Zahnbürsten Ihr im Jahr benutzt und wie viel Plastik dabei anfällt!), sondern ebenfalls die Beschäftigung mit nachhaltiger Rohstoffbeschaffung und der kritischen Reflexion des eigenen Konsumverhaltens.
Hier geht’s direkt zu den Rezepten…
Was sind eigentlich nachhaltige Hygieneartikel?
Nachhaltige Hygieneartikel sind aus nachhaltig an- und abgebauten Rohstoffen, verpackungsneutral (d.h. ohne Verpackung oder mit Papierverpackung) und biologisch abbaubar. Beim Einkaufen helfen dir Zertifizierungen vertrauenswürdiger Ökolabels. Oder du machst sie einfach selbst!
Nachhaltige Hygieneartikel selbst herstellen – warum?
Es gibt viele Gründe nachhaltige Hygieneartikel selbst herzustellen. Zum einen kannst Du so vermeiden, dass Zusatzstoffe wie Tenside, Mikroplastik oder Parabene in die Gewässer kommen (warum das so schädlich ist, erfährst du hier). Du vermeidest Verpackungsmaterial, welches später in den Ozeanen schwimmen könnte. Außerdem weißt Du ganz genau, was in den von Dir hergestellten Produkten drin ist und was Du Dir in die Haare, auf die Haut oder auf die Zähne schmierst. Zudem hast Du etwas zum Ausprobieren für die Gruppenstunde, das Ihr direkt auf die nächste Fahrt mitnehmen könnt! Zuletzt ist es auch eine Frage der Kosten. Ab einer gewissen Menge sind ökologisch selbst hergestellte Hygieneartikel viel günstiger als die konventionell gekauften. Im Laden sind die Öko-Produkte hingegen oft nahezu unbezahlbar – also: Macht es einfach selbst!
Und wie lagere ich diese am besten?
Neben der Herstellung benötigst Du außerdem Gefäße, in denen Du die hergestellten Hygieneartikel lagern kannst. Dafür empfiehlt es sich die alten Shampooflaschen (die Du sowieso schon benutzt hast und natürlich auch noch zu Ende verbrauchen kannst), einfach für dein Shampoo und Duschgel wiederzuverwerten. Für die Zahnpasta kannst Du eine kleine Bonbondose aus Metall verwenden. Da in den selbst hergestellten Produkten keine Zusatzstoffe drin sind, sind diese leider nur bis zu 2 Wochen haltbar und es empfiehlt sich diese möglichst kalt zu lagern.
Wenn’s mal schnell gehen soll: Darauf einfach beim nächsten Einkauf achten!
Für Seife und Zahnpasta gibt es gute Alternativen, die Du im Reformhaus oder im Drogeriemarkt kaufen oder notfalls auch im Internet bestellen kannst [Externer Link: Warum im Internet bestellen sowieso nicht sooo knorke ist, kannst du hier nachlesen]. Zu empfehlen sind z. B. die Zahnpastatabletten von Denttabs, die seit neuestem sogar im kompostierbaren Papierbeutel zu kaufen sind. Als nachhaltige Seife möchten wir Euch Alepposeife, welche aus Olivenöl, Lorbeeröl, Wasser und Natron besteht, ans Herz legen. Diese ist zwar etwas teurer, aber enthält kein Kokos- oder Palmöl, welches in den meisten Fällen nicht nachhaltig angebaut wird. Alternativ kannst Du palmölfreie Seife auch unverpackt bei Lush oder, falls es in deiner Stadt einen Unverpacktladen gibt, auch komplett ohne Verpackung kaufen (hier findest du Unverpcktläden in deiner Nähe). Das geht allerdings auf den Geldbeutel. Shampoo und Duschgel empfehlen wir aufgrund der Inhaltsstoffe und vor allem der Plastikverpackung selbst herzustellen, da die Zutaten unverpackt oder in Papier verpackt eingekauft werden können.
Auf die Plätze, fertig los!
Hier findest du vier einfache Rezepte, mit denen Du Shampoo, Duschgel und Zahnpasta selbst herstellen kannst – zum Beispiel auf deinem nächsten Heimabend.
Mit Hilfe der Bilder und einiger Tipps, woher du die Zutaten bekommen kannst und bei welchen Bestandteilen du selbst variieren kannst, sollte das alles kein Problem.
Wenn du mehr wissen willst, besuche mal Utopia oder Smarticular. Von dort stammt auch ein großer Teil unserer Informationen.
Fortgeschrittene können sogar ihre Seife selbst herstellen. Für die ersten Versuche auf dem Heimabend emfpehlen wie aber mit den folgenden Rezepten anzufangen.
Teil 1: Zahnpasta selbst herstellen
Anfangen möchten wir mit selbst hergestellter Zahnpasta. Da es bei Kosmetik schwierig ist eine Menge anzugeben, geben wir nur die Zutaten und deren Mischverhältnis an.

Für die eigene Zahnpasta benötigst Du folgende Zutaten:
- Calciumcarbonat (hierbei wird die Rügener Heilkreide sehr empfohlen; woher?)
- Olivenöl
- Birkenzucker, auch Xylit genannt (aus dem Drogeriemarkt)
- Natron (aus dem Drogeriemarkt)
- Ätherisches Öl, z.B. Pfefferminzöl (achte darauf, dass auf dem Produkt “100% naturrein” steht)
Zuerst musst Du zwei Teile Birkenzucker, einen Teil Natron einen Teil Calciumcarbonat gut miteinander vermischen und anschließend mit einem Möser zerkleinern, da zu große Teile die Zähne und das Zahnfleisch zu sehr angreifen würden. Anschließend gibst Du 1-2 Tropfen Pfefferminzöl dazu. Schon hast Du ein fertiges Zahnputzpulver.
Möchtest Du lieber Zahnpasta, füge einfach solange Olivenöl hinzu, bis Dir die Konsistenz gefällt.
Am Anfang fühlt es sich wahrscheinlich eher ungewöhnlich an, so ganz ohne Schaum und Chemie im Mund, aber das Umstellen lohnt sich auf jeden Fall. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass Menschen manche Menschen empfindlich auf ätherische Öle reagieren. Daher immer erst vorsichtig ausprobieren. Und ganz wichtig: Bitte die Zahnpasta nicht runterschlucken, da ätherische Öle zu Atemwegsbeschwerden führen können. Außerdem sind diese Produkte für Schwangere, ältere Menschen und Kleinkinder nicht geeignet!
Teil 2 – Shampoo und Duschgel selbst herstellen.
Für die Herstellung von Duschgel benötigst Du ähnliche Zutaten wie für die Herstellung von Shampoo. Beide bestehen aus einer Seifenlaugenmischung und weiteren Stoffen. Da Du über die Konsistenz entscheidest, sind die nachfolgenden Angaben zum Mischungsverhältnis nur grobe Anhaltspunkte.
Als Grundzutaten für die Seifenlauge sind nur Wasser und Seifenflocken (wir empfehlen die Seifenflocken von Patounis, welche Du im Internet bestellen kannst [Link: z.B. hier] und welche kein Palmöl enthalten) notwendig.
Duschgel
- Seifenflocken (möglichst aus Olivenöl / ohne Palmöl; woher?)
- Wasser
- Johannisbrotkernmehl oder Speisestärke (aus dem Drogeriemarkt)
- Olivenöl
- Für den Duft: Kräuter, Honig oder ätherische Öle (z.B. von Primavera)

Die nachfolgenden Mengenangaben sind, wie gesagt, nur ein Richtwert. Gib 400 ml Wasser mit 40 Gramm Seifenflocken in einen Topf und erhitze diese. Rühre das Ganze mit einem Schneebesen gut durch. Sobald keine Seifenstücke mehr zu sehen sind, gib einen Schuss Olivenöl dazu und je nachdem, welche Konsistenz Du möchtest, eine bestimmte Menge an Speisestärke. Vielleicht klumpt die Speisestärke am Anfang – sie löst sich jedoch durch kräftiges rühren auf.
Sowohl bei den Seifenflocken als auch der Stärke gilt das Sprichwort ‘viel hilft viel‘, da das Duschgel eher flüssig als fest ist. Du solltest dich trotzdem bei den ersten Versuchen vorsichtig herantasten.
Exkurs: Ätherische Öle und weitere duftende Zutaten
- Ätherische Öle duften schön, haben aber auch verschiedene positive Wirkungen, z. B. wirkt Lavendelöl entzündungshemmend und beruhigend. Hier eine Übersicht.
- Honig hat hautschützende und antibakterielle Eigenschaften und spendet Feuchtigkeit.
- Du kannst auch viele Kräuter, wie u. A. Rosmarin, Brennnesseln, Thymian, hinzufügen. Mach Dir von der Wirkung am besten ein eigenes Bild.
Haar-Shampoo
Als letztes möchten wir Euch noch verraten, wie ihr Shampoo selbst herstellen könnt.
Für alle Shampoos:
- Seifenflocken
- Wasser
Für blonde Haare:
- Kamillenblüten (z.B. aus der Apotheke)
Für alle anderen Haartypen:
- Ätherisches Lavendelöl (aus dem Reformhaus)
- Lavendelblüten (aus der Apotheke)
Zuerst einmal bereitet Ihr die Seifenlauge aus Seifenflocken und Wasser zu. Hierzu benötigt ihr 125 ml Wasser und 15 g Seifenflocken. Beides einfach auf den Herd stellen, erwärmen und mit einem Rührbesen vermischen.
Für das Shampoo mit Kamille gibst Du zwei Esslöffel Kamillenblüten in eine Tasse und gießt 250 ml kochendes Wasser darüber. Anschließend kippst Du das Wasser durch ein Sieb ab und gibst es zu der oben beschriebenen Seifenlauge. Schon ist dein Shampoo fertig.
Das Shampoo für alle Haartypen ist ähnlich einfach herzustellen. Als Basis nimmst Du wieder die Seifenlauge. Im Anschluss gibst Du 12,5 g Lavendelblüten in eine Tasse, kippst 75 ml Wasser drüber und lässt es für drei Stunden ziehen. Den Lavendelsud verfeinerst Du mit ein paar Tropfen ätherischem Lavendelöl und gibst die Mischung danach zur Seifenlauge hinzu. So einfach ist auch dein zweites Shampoo fertig.
Aber Achtung: Der Teufel steckt wie immer im Detail
Nachhaltige Hygieneartikel herzustellen bedeutet nicht nur Rezepte im Internet zu suchen und wahllos Zutaten zusammenzukaufen. Es fängt bereits damit an, sich Gedanken zu machen, woher man diese Zutaten bezieht. Ein klassisches Beispiel ist die Beschaffung von Seife. Obwohl ich mich bereits intensiv mit verschiedenen Rohstoffen und dem Einkauf der Produkte für mein Experiment beschäftigt habe, ist mir ebenfalls ein Fauxpas passiert – in den von mir gekauften Seifenflocken war Palmöl drin, für welches in vielen Fällen der Regenwald gerodet wird. Allerdings ist das Palmöl in meinem Produkt noch einmal ökologisch zertifiziert worden, sodass dies nicht ganz so schlimm ist.
Noch Fragen?
Falls Du noch Fragen hast, wende dich am besten direkt an Christian aus der Pfadfinderschaft Süddeutschlands. Er hat die Rezepte schon im großen Stil ausprobiert, und so zum Beipiel das gemeinsame Bundesführer*innentreffen mit dem BdP 2019 versorgt:
Haben wir dein Interesse an Nachhaltigkeit auf Fahrt und Lager geweckt? Dann lerne gerne unseren Arbeitskreis DPV 3000 kennen und sei zum Beispiel direkt bei unserem nächsten Treffen dabei!
Wir wurden von Christian auf unserem Bundesführer*innentreffen mit dem BdP mit Shampoo, Duschgel usw. nach diesen Rezepten versorgt. Zugegeben: Es war zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Aber ich habe schnell bemerkt: Es ist einfach nur ungewohnt. Shampoo, Duschgel und die Zahnputzcreme haben wunderbar funktioniert und ich freue mich, jetzt sogar noch einen Rest davon mit nachhause genommen zu haben.
Wow, die Rezepte sind sehr interessant. Um die Hygieneprodukte selber herzustellen braucht man aber viel Zeit. So viel Zeit habe ich manchmal nicht. Deswegen bestelle ich sie lieber online.